Bausteine Karfreitag und Ostern

Bausteine für Gottesdienste an Karfreitag und Ostern

 

Vorschlag für eine Karfreitagsaktion 2024

In Anlehnung an eine Aktion  im Leopold-Museum Wien 

https://rp-online.de/kultur/kunst/klimakrise-wiener-museum-verrueckt-klimt-und-schiele-aus-protest_aid-87071015

schlagen wir Ihnen eine Karfreitags-Antwort auf die Aktionen der Letzten Generation vor. Mit dieser Aktion machen Sie unübersehbar auf die Folgen der Erderhitzung aufmerksam und kommen sicherlich darüber mit denen ins Gespräch, die diese ungewöhnliche Aktion wahrnehmen.

Die Idee: In Ihrer Kirche oder Ihren Gemeinderäumen wählen Sie ein Wandbild oder Wandkreuz aus und drehen es um die Grad-Werte, um welche die Temperaturen in Mitteleuropa ansteigen könnten.

Für eine schriftliche Kommentierung in der Nähe des schief aufgehängten  Kunstwerkes oder Kreuzes schlagen wir folgende Zeilen vor:

 

Karfreitag 2024:  Kirchen sind nicht nur ein kulturelles Erbe für kommende Generationen. Sie sind für viele von uns Orte der Erinnerung, der Erbauung und der Mahnung:    Wir haben dieses Bild (oder: Kreuz) um die Grad-Werte gedreht, um welche die Temperaturen in Mitteleuropa ansteigen könnten. Mit dieser Aktion konfrontieren wir uns unübersehbar mit dem unbequemen Thema der zunehmenden Erderhitzung, die das Leben, wie wir es bisher kennen, in eine bedrohliche Schieflage bringt. Wir erklären uns als Kirchengemeinde solidarisch mit dem Leiden der Menschen im globalen Süden, die bereits heute unter der Klimakrise und ihren Folgen leiden. Wir erklären uns solidarisch mit den Bestrebungen der Klimaaktivist*innen, ihrem zivilen Widerstand, mit dem sie die Einhaltung der globalen Klimaschutzziele einfordern. Aus Liebe zum Leben mahnen wir zur Umkehr und bekennen uns zu unserer Verantwortung als Christ*innen für diese Erde.

 

 

Gebet für Karfreitag

 

Die Schöpfung leidet. Tiere, Meere, ganze Ökosysteme sind zerstört und liegen im Sterben.

Christus, wir sehen nicht weg. Wir stehen bei dir in deinem Leid, und mit dir bei allen Wesen, die leiden.

Kyrie eleison.
 

Menschen leiden Hunger. Menschen müssen fliehen und verlieren ihre Lebensgrundlagen.

Christus, wir sehen nicht weg. Wir stehen bei dir und sehen, dass wir selbst mit beitragen zu diesem Leid durch unsre Lebensweise.

Kyrie eleison.
 

Menschen spielen sich auf wie Götter, für die es keine Grenzen und keine Verantwortung gibt.

Christus, wir sehen nicht weg. Wir stehen bei dir. Sei du uns Vorbild, den Menschen zu dienen. Lass uns an der Seite derer stehen, die sich dir mehr verantwortlich fühlen als ihrem eigenen Vorteil. 

Kyrie eleison.
 

Menschen sind erfüllt von Trauer und Zorn über die Zerstörung deiner Erde. 

Christus, wir sehen nicht weg. Wir stehen bei dir und stehen an der Seite derer, die aufstehen gegen diesen tödlichen Kurs und alles dafür einsetzen, dass endlich ein Umkehren und Umlenken einsetzt.

Kyrie eleison.
 

Menschen sind bewegt von Liebe und setzen sich ein für eine gute Zukunft für alle. Sie geben ihre Hoffnung nicht auf, auch dann, wenn sie dafür Hass und Bestrafung ernten. 

Christus, wir sehen nicht weg. Wir stehen bei dir, du hast deine Liebe gelebt trotz allem Hass und trotz der Gewalt, die dich zum Schweigen bringen wollte.

Kyrie eleison.

 

 

Das Kreuz ist der größte Protest gegen die Macht von Zerstörung und Tod: 1. Korinther 15, 54b-55 
(→ Jesaja 25,8a)

 

„Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“

die augenscheinliche Ohnmacht siegt über die Macht des Todes und der Zerstörung.

So protestieren wir Christen auch heute gegen Zerstörung, Leid und Tod.

Wir protestieren gegen die Zerstörung. Gegen die globale Zerstörung der Lebensgrundlagen.

Wir protestieren gegen das Leid. Gegen das Leid, das durch den menschengemachten Klimawandel verursacht wird.

Wir protestieren gegen den Tod. Gegen den millionenfachen Tod, der durch Dürre und Hunger, durch Fluten und durch Feuer, durch Krieg und Hass verursacht wird. 

Und wir protestieren als Christen gegen die Hoffnungslosigkeit. Wir halten an der Hoffnung auf Zukunft fest.

Die Ohnmacht des Kreuzes und der Liebe siegt über die Macht des Todes und der Zerstörung.

 

 

Gebet und Fürbitte

 

Gott, du bist der Weg, die Auferstehung und das Leben.

 

Gott, DU führst aus Hoffnungslosigkeit zur Zuversicht.

Wir bitten dich,

schenk uns Hoffnung,

wenn wir umfangen sind vom Tod mitten im Leben, wenn unsere Zweifel die Hoffnung zu ersticken drohen.

Schenk uns Zuversicht, wenn wir keinen Ausweg sehen.

 

Gott, DU führst vom Tod ins Leben.

Wir bitten dich, hilf uns Wegweiser zum Leben zu sein, wo das Streben nach Profit Lebensgrundlagen zerstört. 

 

Gott, DU führst aus der Angst ins Leben. 

Schenk uns und allen Menschen Trost, wenn uns die Trauer zu überwältigen droht,

Schenk uns eine Perspektive, wenn alles Bemühen und Tun aussichtslos zu sein scheint.

 

Schenk uns Gemeinschaft, wenn Konkurrenz, Neid, Hass, Feindseligkeit, wenn uns Gleichgültigkeit und Einsamkeit die Freude am Leben rauben.

 

Schenk uns Kraft und Mut, aktiv zu werden für das Leben, für die Zukunft aller Menschen.

 

Vater unser im Himmel …
 

 

Hoffnung durch Handeln!

Buch von Joanna Macy

Gedanken für eine Andacht oder Meditation in der Osterzeit von Sonja Manderbach 

 

Joanna Macy beschreibt in ihrem Buch “Hoffnung durch Handeln”, dass es gegenwärtig drei große Narrative (Erzählweisen) über die Zukunft gibt: 

Das Weiterso. 
Es muss immer so weitergehen. Alles andere kommt nicht in Frage und ist tendenziell schlechter. Wachstum, Wirtschaft, Arbeitsplätze. Es muss technische Lösungen geben. Wer das nicht so sieht, ist hysterisch und spinnt. 

Der Untergang. 
Es ist sowieso alles zu spät und es lässt sich auch nichts mehr ändern. Die Erde ist ohne den Menschen auch besser dran. Die Menschen sind auch irgendwie böse und verdienen es nicht, noch gerettet zu werden. Es wird ganz schlimm und ist nicht mehr abzuwenden. 

 

Der große Wandel. 
Wenn wir jetzt handeln, dann können wir es schaffen, eine regenerative Kultur aufzubauen und sozial gerechte ökologisch verträgliche Maßnahmen ergreifen, die zu Klimagerechtigkeit führen und auch Anpassung an die Folgen der Klimakatastrophe, die sich nicht mehr verhindern lassen, ermöglichen. Wir können die Schere zwischen Arm & Reich wieder schließen und wir können es schaffen, das Artensterben aufzuhalten und das Aussterben der Menschheit zu verhindern und eine ökofaire Lebensweise etablieren. 

Dafür brauchen wir drei Säulen: 

1) Eine regenerative Kultur aufbauen, ökofaire Lebensweise, Nachhaltigkeit - wie es auch die Kirchen seit Jahrzehnten sagen: Frieden, soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung.

 

 

2) Unsere Gefühle ehrlich aushalten und nicht verdrängen, dass die Klimakatastrophe bereits begonnen hat. 
Unsere Angst vor allem, was da noch auf uns zukommen wird. 

Unsere Traurigkeit über alles, was bereits unwiederbringlich verloren ist. 

Unsere Wut über die gefühlte eigene Ohnmacht und die Untätigkeit der Entscheider*innen und die vertane Zeit und in der Vergangenheit verpassten Chancen und die Fehlentscheidungen … 

 

3) Friedlicher ziviler Widerstand gegen die Zerstörung von Lebensgrundlagen
 

Jede einzelne Säule alleine ist nicht ausreichend. 

Widerstand ohne regenerative Kultur und ohne die ehrliche Auseinandersetzung mit unseren Gefühlen, macht uns hart und lässt uns ausbrennen. 

Die Gefühle zuzulassen, ohne einer guten Gemeinschaft anzugehören, die auch Trost, Schutz, Kraft, Regeneration spendet, führt zu Klimadepression und Klimaangst, lähmt und macht handlungsunfähig. Wir verzweifeln dann am Leid der Welt und nehmen passiv Schreckensnachrichten hin. 

Eine regenerative Kultur aufzubauen, kann viel Freude machen, aber auch davon ablenken, dass real Lebensgrundlagen zerstört werden. Auch wenn das extrem weh tut, sich dieser Wahrheit zu stellen und diese Gefühle auszuhalten, ist das die Grundlage für das einzige, was kollektive Wirklichkeit wirklich verändert und nicht nur lokal Symptome lindert und Oasen der Regeneration und Nachhaltigkeit bildet, während drumrum die Welt brennt. 

Wir kommen nicht umhin: Wir müssen Widerstand leisten gegen die Zerstörung von Lebensgrundlagen und dürfen uns von dieser unangenehmsten Wahrheit unserer Zeit nicht länger ablenken. 

 

“Es ist schwer, nach Feierabend ehrenamtlich die Welt zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören.” (Marit Schatzmann)



 

Gedanken zum zivilen Widerstand von “Letzte Generation vor den KippPunkten”:

“Wir sind der Feueralarm. Die Welt brennt. Niemand löscht. Viele verdrängen, verharmlosen oder leugnen sogar, dass es überhaupt brennt, um sich dieser unangenehmen Wahrheit nicht stellen zu müssen, sondern so lange wie möglich in der Komfortzone bleiben zu können. Deshalb sind wir ja der Feueralarm - unignorierbar in der Mitte der Gesellschaft. Wir stören. Wir nerven. Wir sind schrill und legen den Finger in die Wunde. Wir konfrontieren mit der unangenehmsten Wahrheit unserer Zeit.

 

Das tun wir derzeit in sehr vielen Städten, um überall zu alarmieren. Wenn sich Oberbürgermeister*innen diesem Alarm anschließen und mit uns gemeinsam an die Entscheider*innen appellieren, dass wir einen Gesellschaftsrat Klima brauchen, der zielführende, schnell greifende, hinreichende Sicherheitsmaßnahmen konzipiert, die das Ruder wirklich noch rumreißen können, dann müssen wir in diesen Städten nicht länger als Feueralarm auf den Straßen sein, weil der Alarm ja da angekommen ist und die Wahrheit, dass es wirklich brennt nicht mehr in Frage gestellt wird, so dass das Feuerlöschen endlich losgehen kann.

 

Mit Erpressung hat ein Alarm nur ganz wenig gemeinsam. Nur die Unignorierbarkeit. Aber Erpressung bedeutet, jemanden zu etwas zu zwingen, was er*sie nicht will, um davon selbst zu profitieren. Alarm bedeutet, jemand vor einer Gefahr, die ihn*sie selbst bedroht, zu warnen. Wir alle sind die Letzte Generation vor den KippPunkten. Auch alle Oberbürgermeister*innen und alle Bewohner*innen von Städten, in denen wir Alarm schlagen.”