Erntedank unter Einbezug der Klimakrise

Ideen für einen “Ernte-Dank-Gottesdienst” unter Einbeziehung der Klimakrise 
 

Sie finden hier sowohl Material für einen “klassischen” Sonntagsgottesdienst wie auch für einen Familien- oder Jugendgottesdienst. Viele Menschen - und gerade auch Kinder und Jugendliche wie Umfragen zeigen - machen sich große Sorgen angesichts der Klimakrise. Dieser Erntedankgottesdienst bietet die Chance, Menschen allen Alters nicht mit ihren Sorgen alleine zu lassen. Kirche kann der Trauer über das, was angesichts der Klimakatastrophe, des Artensterbens und Biodiversitätsverlusts bereits unwiderbringlich verloren oder in ernster Gefahr ist, Raum geben und Menschen in und durch diese Trauer helfen durch die Gemeinschaft und indem wir dies gemeinsam vor Gott bringen. 
Der Aufbau des Gottesdienstes wird im Folgenden bei jeder dieser Formen gleich sein, zu den unterschiedlichen Teilen sind aber jeweils verschiedene Materialien und Ideen zu finden. Sie sind zur Auswahl gedacht und können gerne für den eigenen Gebrauch angepasst und verändert werden.

Hier finden Sie Ideen für Lieder.

Am Ende des Gottesdienstes finden Sie auch den Hinweis zur Ankündigung eines Protestläutens, das - angefangen mit dem Erntedank-Sonntag - wöchentlich jeweils um 20:15 Uhr (in Erinnerung an das Pariser Abkommen 2015) für fünf Minuten stattfinden kann, um an die Regierung zu appellieren, das völkerrechtlich bindende Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 in Paris tatsächlich umzusetzen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die Kommunikation über dieses Protestläuten innerhalb der eigenen Gemeinde wie auch nach außen. Sie finden hier mögliche Informationen für die Homepage sowie eine Pressemitteilung. Dieses Protestläuten könnte auch mit einer ganz kurzen und einfachen wöchentlichen Klima-Andacht verbunden werden. 

 

A: Eingangsteil: 

Begrüßung (frei)

Votum 

Ein Moment des Innehaltens zu Beginn  oder Eingangsgebet

Dank und Klage (klassisch: Psalm mit Kyrie-Ruf und Gnadenzuspruch)

Danken: 

Der Gottesdienst zum Erntedankfest ist, wie schon der Name festhält, in der Regel ein Dankgottesdienst. Ursprünglich - und heute noch in ländlichen Regionen - stand der Dank an den Schöpfer für die Ernte, die Früchte der Erde, tatsächlich im Vordergrund. Inzwischen werden die ‘Erntegaben’ meist ausgeweitet und metaphorisiert. Es geht nicht mehr um Gemüse und Obst aus Feld und Garten, sondern um Gaben, die mensch als z.T. unverfügt, als Geschenk wahrnimmt, das man anderen und besonders auch Gott verdankt. 

Der Aspekt des Dankens kann und soll deshalb auch Ausgangspunkt sein und evtl. wieder neu auf den Bereich von Natur, Erde, Pflanzen und Ökosysteme bezogen werden. Vielleicht haben wir in den vergangenen Jahren viel zu selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Natur in ihrer Biodiversität funktioniert und Schöpfung immer weiter geht (creatio continua). Wir wollen dankbar sein, wie wunderbar vielfältig und reichhaltig die Schöpfung geschaffen ist! 

  • Kinder/Jugendliche bringen verschiedene Symbole zum Altar und sagen, wofür sie dankbar sind
  • Dankgebet oder Dankpsalm

 

Klagen: Trauer, Angst und Schuld(bekenntnis)

Das große ABER: Die Schöpfung ist aber radikal in ihrem Fortbestand bedroht, wir können nicht mehr danken und feiern als gäbe es keinen Klimanotstand und die Existenz-Bedrohung von Erd- und Ökosystemen.
Obgleich natürlich alle Gottesdienstbesucher:innen um die Klimakrise wissen, ist es wichtig, sie emotional nochmal erfahrbar zu machen. Verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl (auch in Kombination): 

Austausch in Kleingruppen möglich, um Betroffenheit, Trauer, Wut miteinander zu teilen:
Der Zustand unserer Erde ist bedrückend. Wenn wir ihn nicht verdrängen, dann ist die aktuelle Lage nur schwer zu ertragen. Eine Hilfe kann sein, unsere Gefühle zu teilen, zu erfahren, dass wir nicht alleine mit ihnen sind. Deshalb bitte ich Sie nun, sich in Gruppen zu 3 oder 4 Personen zusammenzusetzen. Bitte tauschen Sie sich in den nächsten 5 Minuten darüber aus, was das, was Sie eben gehört haben, mit Ihnen macht. Was für Gefühle haben Sie angesichts von Klimakatastrophe, Artensterben und Biodervisitätsverlust? Bitte diskutieren Sie nicht, sondern lassen Sie die Gefühle in ihrer Gruppe stehen, versuchen Sie nachzuvollziehen wie es Ihrem Gegenüber geht. Achten Sie dabei bitte auch darauf, dass jede:r in Ihrer Gruppe zu Wort kommt. 


Wie können wir mit Angst, Hoffnungslosigkeit oder gar Verzweiflung umgehen?
Wir dürfen unsere Emotionen auch vor Gott bringen; wir dürfen klagen, bitten, aussprechen, was uns belastet und sorgt. 

⇒ die Statements/Filmsequenzen/der Austausch münden in das Buß- bzw. Kyrie-Gebet
Wir bitten Gott um sein Erbarmen angesichts der durch Menschen verursachten Krise.
Gnadenzuspruch: Mit Zusage der Treue Gottes (z. B. Gen 8,22: “Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.” 

 

B: Verkündigung und Bekenntnis

Hören und Verstehen (auf Worte und Auslegung der Bibel)

hier Bezug auf Bibeltexte, sei es klassisch durch Lesungen und Predigt, sei es kreativ durch Anspiele, Dialog-Predigt, Interview, Vier-Eckenpredigt

1.Predigttext nach Perikopenordnung:  Lk 12,13-21: Gleichnis vom reichen Kornbauern

 

2. Ernte-Texte aus der prophetisch-apokalyptischen Tradition 

  1. Das Erntebild steht in der prophetisch-ethischen Tradition 
    1) für den Tun-Ergehens-Zusammenhang ( z. B. Was der Mensch sät, das wird er ernten, Gal 6,7f.; 2Kor 9,6)
    2) für Gottes Gericht (Jes 16,4; Joel 4,13: die Ernte ist reif; Offb 14,14-16: Setze deine Sichel an und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist reif geworden.
    3) für Hoffnung (Ps 126,5: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten)
    4) für Langzeitperspektiven (Joh 4,35-38)
    5) für Teamwork (1Kor 3,6-9; 9,11)

Die biblischen Texte wissen um die Verletzlichkeit des Lebens und der Schöpfung. Sie geben sich nicht damit zufrieden, sie trösten und ermutigen; sie sind vielfach auch mit einem Appell zum Umdenken und Umkehren verbunden (Metanoia).

Für 2) bieten sich besonders “Predigt-Spotlights” an: mehrere Kurzansprachen, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven - verbunden mit der persönlichen Meinung und je eigenen Geschichte des*der Vortragenden - betrachten. Man könnte in den Kurzansprachen einige der unterschiedlichen Traditionen / biblischen Texte des Erntebildes aufgreifen und mit der aktuellen Situation in der Klimakrise verbinden. Predigtsppotlights leben von unterschiedlichen - am besten möglichst persönlichen - Betrachtungsweisen, die die Gottesdienstbesucher*innen einladen, sich von verschiedenen Seiten dem Thema zu nähern und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Hier könnte man auch gut Menschen von der Letzten Generation oder aus anderen Klimabewegungen einbinden und sie ein Predigtspotlight halten lassen.   

 

3. Anspiel für einen Familiengottesdienst 

In vielen Gemeinden wird der Altar immer noch mit Früchten geschmückt. Diese Früchte sollen selbst zu Wort kommen, indem entweder der:die Pfarrer:in ihnen eine Stimme leiht, oder indem je unterschiedliche Personen (Eltern, Jugendliche, Teamer:innen) je für eine Frucht sprechen und diese dabei in die Höhe halten. Auf diese Weise kann bei Kindern eine emotionale Betroffenheit erzeugt werden, über die sowohl Ernte-Probleme des Klimakrise als auch unseres Konsumverhaltens kindgerecht thematisiert werden. 

 

Credo - Glaubensbekenntnis (auch möglich als Klima-Credo)
Gemeinde antwortet mit dem Bekenntnis des Glaubens

 

C: Fürbitte und Sendung

Fürbittengebet

Abkündigungen: Umkehren und Handeln (Sendung)

“Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter:innen in seinen Weinberg sende …” (Lk 10,2)
Noch ist es nicht zu spät, um zu handeln. Der Ruf zur Umkehr und zur Tat ergeht an uns alle. 
Was kann jede/jeder einzelne tun? Was können wir gemeinsam tun?
Was sollten die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft tun?

Worte der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate dazu, dass Wandel möglich ist, wenn wir gemeinsam anpacken

⇒ evtl. kurzes Interview mit einem Mitglied der Letzten Generation (oder einer anderen Klimabewegung) dazu, was wir tun können


Austausch in Kleingruppen möglich: Gefühle und Ideen teilen, sich gegenseitig ermutigen, ins Handeln zu kommen 
Zu Ende unseres Gottesdienstes bitte ich Sie, sich (noch einmal) in Gruppen zu 3 oder 4 Personen zusammenzusetzen und sich in den nächsten 5 Minuten darüber auszutauschen, wie Sie mit dem heute Gehörten umgehen wollen: Wie wollen Sie, angesichts der aktuellen Lage der Welt mit der sich immer weiter zuspitzenden Klimakatastrophe, ins Handeln kommen? Achten Sie dabei bitte darauf, dass jede:r in Ihrer Gruppe zu Wort kommt. 

 

Evtl. Einladung 

Segen