Am 1. November startete um 13:30 von der Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin Schöneberg ein besonderer Protestmarsch, der von engagierten Christ*innen und Buddhist*innen bei der Letzten Generation gemeinsam gestaltet wurde. Wir sind dankbar für die Verbundenheit über Religionsgrenzen hinweg: Wir leben gemeinsam aus der Hoffnung, dass Veränderung möglich ist.
Wir haben uns auf den Weg gemacht, um deutlich zu machen, dass wir eine Mitverantwortung haben umzukehren und unsere ungerechte und ausbeuterische Lebens- und Wirtschaftsweise zu ändern. Immer wieder haben wir dabei inne gehalten und einen Dreischritt vollzogen:
- Wir haben unseren Schmerz und unsere Klage über den Zustand dieser Welt und das Leiden von so vielen Menschen und unseren Mitlebewesen vor die Ewige gebracht.
- Wir haben uns bewusst gemacht, dass unser Leben in einem weiten Horizont steht, dass wir weltweit und auch mit der nicht-menschlichen Schöpfung verbunden sind.
- Wir haben die Heilige Geistkraft um Hoffnung für und durch unser Handeln gebeten.
Eindrücke von buddhistisch und christlich geprägten Menschen wie sie diesen „Nein und Amen Protestmarsch“ erlebt haben:
„Sich mit anderen Menschen zu verbinden, zusammen zu singen und in Stille zu gehen, ist tröstlich. Kein Trost, der einen glauben lässt, dass alles gut wird. Aber ich habe die Gewissheit wiedergefunden, dass in uns allen die Samen dafür liegen, dass es wieder gut werden könnte, dass wir wieder die Lebendigkeit in allem um uns herum wahrnehmen, unsere Mitwelt respektieren und Frieden und Zufriedenheit in uns kultivieren.“ (Milena)
„Am Berührendsten fand ich unser gemeinsames Verneigen und das kurze Ablegen der Handfläche auf den Boden. Durch den hart versiegelten Asphaltboden hindurch die lebendige Erde spüren, die uns trägt. Das war eine Geste, die - wer mochte - an mehreren Stellen, wo wir innehielten, machte. Mitten auf den Kreuzungen. In der kurzen Zeitlücke im ansonsten permanent rauschenden Autoverkehr.
Unsere Liebe zum Leben, unsere Hoffnung auf Umkehr: dass wir das verlieren, könnte den Herren der Welt ja so passen!“ (Charlotte)
„Die Unbedingtheit des Anliegens der Letzten Generation teile ich als Christin und habe innerhalb dieser besonderen gewaltfreien interreligiösen Protestform der Gebets- und Gehmeditation gerne mitprotestiert! Es fühlte sich ein bisschen so wie "dem Rad in die Speichen fallen" (D.Bonhoeffer) an, als geborene Berlinerin und Religionslehrerin den Tauentzien entlangzulaufen. Allen Ideengebern und Ausführenden ein Dank für Texte, Lieder und Symbole!“ (Erika)
„Ich bin sehr dankbar, dass ich dabei sein konnte. Die Auswahl dieser tiefgründigen Texte fand ich sehr wichtig... Ich könnte mir vorstellen, dass auch Menschen, die nicht so spirituell unterwegs sind, was damit anfangen können ... und dass andererseits damit sehr deutlich und verständlich nach außen kommuniziert wird, worum es auf einer tieferen Ebene geht. Unsere Gehmeditation im Schweigen habe ich als sehr kraftvoll erlebt." (Kerstin)
„Nun ist es raus. Der Papst ruft in seinem Apostolischen Schreiben „Laudate Deum - An alle Menschen guten Willens über die Klimakrise“ vom Oktober 2023 zum friedlichen zivilen Widerstand auf: „Auf Klimakonferenzen ziehen die Aktionen der sogenannten „radikalisierten“ Gruppen oft die Aufmerksamkeit auf sich. In Wirklichkeit füllen sie jedoch eine Lücke in der Gesellschaft als Ganzer, die einen gesunden „Druck“ ausüben müsste …“. Auch anlässlich des bevorstehenden Weltklimagipfels, der COP28 in Dubai, vor den Augen und Ohren der Regierungen der Welt. Diesem Aufruf bin ich auch ganz persönlich auf dem Fuße gefolgt. In meiner Verantwortung als Christ für die in kirchlichen Kreisen immer so groß geschriebene Schöpfungsverantwortung, aber auch als Kirchenvernetzungsmensch der Letzten Generation war es für mich ein entschiedenes „müssen“, am Nein & Amen-Protestmarsch an Allerheiligen mit dabei zu sein. Heruntergebrochen heißt das, liebe Bischöf*innen, liebe Kirchenleitungen, liebe Pfarr- und Kirchengemeinden vor Ort, hier bei uns: Solidarisierung, auf welche Weise auch immer, mit der Letzten Generation vor den Kipppunkten. Denn wir „müssten“ es nicht tun, wir tun es! Wir leisten diesen friedlichen Widerstand gegen die lebensvernichtende, gesetzeswidrige Klimapolitik unserer Regierung. Schluss mit den diversen Ausreden, um nicht über die gleichwohl so wichtigen auch kirchlichen Initiativen vor Ort im Sinne der Reduktion des individuellen ökologischen Fußabdrucks hinaus ins Handeln kommen zu müssen." (Bernhard)