Warum ziviler Ungehorsam

Wir haben jahrelang alles andere versucht, Demonstrationen, Petitionen, Mails an Politiker*innen, in der eigenen Umgebung etwas verändern etc. Doch die Veränderung geht zu langsam. Aufgrund der Dringlichkeit der Klimakrise haben wir daher keine andere Wahl mehr.

Ziviler Ungehorsam ist „die überlegte und gezielte Übertretung von Gesetzen um dringender gesellschaftlicher Ziele Willen.“ (Howard Zinn)

Unser ziviler Ungehorsam ist friedlich und gewaltfrei. Wir leisten Widerstand gegen eine Politik, die in den Abgrund führt. Unsere Proteste stören und nerven.  Viele fragen: was soll das bringen? Die Protestforschung zeigt jedoch: Wirksame soziale Bewegungen werden durch radikale Aktionen vorangebracht. Als historische Beispiele sind vor allem die Sufragetten zu nennen. Neben Malcom X und den Black Panthers haben andere epochale Vorbilder wie Nelson Mandelas ANC, Mahatma Gandhis Unabhängigkeitsbewegung und Rosa Parks, deren Statue heute im Kapitol von Washington steht, ebenfalls zivilen Ungehorsam geleistet. Martin Luther King war seinerzeit der meistgehasste Mensch in den USA - selbst dann noch, als er erfolgreich war. Es wurde ihm gesagt, er schade der Sache, solle auf Verhandlungen setzen und Geduld haben. Er war mehrfach im Gefängnis für seinen Widerstand.

Brief von Martin Luther King aus dem Gefängnis in Birmingham an acht Geistliche - Pastoren, Priester, Rabbiner - , die sich als “gemäßigt” ausgaben und in einem öffentlichen “Aufruf zu Gesetz und Ordnung und Vernunft” die gewaltlosen Protestaktionen als “unklug und zeitlich ungünstig” verurteilt und die weißen Polizisten gelobt hatten:
https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/002863.html

Ziviler Ungehorsam gilt als treibende Kraft der Demokratisierung. Die Grundvoraussetzung ist immer eine friedvolle Absicht.

Auch Jesus kann als Vorbild für zivilen Ungehorsam und gewaltfreien Widerstand dienen: 

  • Er heilt gegen eine bestimmte Interpretation der Gebote auch am Sabbat und betont, der Mensch würde über dem Sabbat stehen. (Mt 12, 9-14)
  • Er weigert sich, eine Frau zu verurteilen, die des Ehebruchs überführt ist und fordert die Ankläger gewaltfrei heraus. (Joh 8, 2-11)
  • Er wendet im Tempel Gewalt gegen Sachen an, die unmittelbar am Missbrauch des Tempels beteiligt sind. Seine „Gewalt“ schont nach Aussagen aller Evangelisten ausdrücklich Menschen und Tiere. (z.B. Mt 21, 12-17)
  • Er nimmt die Konsequenzen seines Handelns auf sich, beugt sich der (richterlichen und strukturellen) Gewalt und leidet für seine Überzeugungen. 
     

Unsere Aktionen sollen

  • den Alltag unterbrechen, deutlich machen, dass ein Weiter-so nicht geht
  • die Dringlichkeit der Klimakrise in die Medien und die Diskussion bringen
  • Politischen Druck erzeugen: entweder Forderungen werden erfüllt oder wir erfahren unverhältnismäßigen Druck, was wiederum deutlich macht, dass die Regierung die Lage nicht im Griff hat und dadurch einen Image- und Legitimationsverlust für sie zur Folge haben kann
  • die bürgerliche Mitte, die momentan schweigt und einfach so weiter macht wie bisher, dazu bringen, sich zu positionieren.

Wir planen unsere Aktionen sorgfältig und versuchen unseren Protest so zu gestalten, dass niemand gefährdet wird oder zu Schaden kommt. Ausschließen kann man das aber leider nie (das kann man allerdings auch nicht beim Autofahren). Da auf der anderen Seite aber eine unglaublich große Not steht, dürfen wir uns um unserer Nächsten willen nicht aus der Verantwortung ziehen, selbst wenn wir schuldig werden könnten.